Natürlich werde ich später mal nur einer gewesen sein,
der Rap machte, doch bis dahin will ich am besten reimen“
(Ende der Regenzeit)

Seit 20 Jahren ist Moritz Schneider alias „Mars“, oder in Langform „Mars of Illyricum“, als Künstler in Sachen Rap und Beats unterwegs. Sein Credo ist es von Anfang an, die eigene Kunst voranzubringen und zu vervollkommnen. Verkäufe und Promo sind ein guter Nebeneffekt, aber nie der Kern des Bestrebens.

Ab 1998 entwickelt er als Teil der Gruppe Illyricum mit Arthur Rayden, Philipp Liquid und DJ AlexFlex den für ihn typischen lyrischen Stil, der vor allem durch scharf gestochene Wortwahl und Sprachwitz heraussticht. Es folgen neben unzähligen Auftritten mit „Illyricum“ und „Kombiniertes Wissen“ zwei der ersten Rapalben aus seiner Heimatstadt Karlsruhe. Mit dem von Mars produzierten Song und Video „Gleichgewicht“ schafft es Illyricum 2003 deutschlandweit auf sich aufmerksam zu machen.

2004 trifft Mars auf den deutsch-französischen Producer Lu Abrakk, dessen Beats als Katalysator für ein ersten eigenes Album wirken. Der Inhalt wird persönlicher, der Flow abgerundet, der schwer greifbare, dafür umso spürbarere Flavour als geheime Zutat entdeckt. Mars bleibt dem Sound der gehobenen Untergrundproduktion treu, dringt dabei aber mit ungewohnt viel Lebensfreude in die Ohren seiner größer werdenden Hörerschaft. Der Erfolg seines vergriffenen ersten Albums „Der Kampf mit sich selbst“ 2006 gibt ihm recht. Mit außergewöhnlich jugendlich-unbeschwertem Flow und Wortspielen hinterlässt Mars einen zwar kleinen, aber nicht ungehörten Meilenstein in der Rapszene des Südens, der noch Rappern kommender Generationen den Weg bereiten soll.

In den folgenden Jahren verändert sich u.a. durch Youtube die Wahrnehmung von deutschsprachigem Hiphop, das Image wird wichtiger. Während viele zunehmend Zeit und Mühe in schlagkräftige Promo investieren, widersetzt sich Mars dem schnelllebigen Zeitgeist mehrerer Rapwellen und besinnt sich auf das, was er aus dem Herzen heraus am besten kann, in aller Intensität. Mal in wenigen Tage oder Nächten, mal mehrere Jahre lang, schreibt er jeden Text bis er rund ist zu Ende. Der Druck, ein weiteres Mars- oder Illyricum-Album herauszubringen wächst derweil, doch fühlt sich von Ehrgeiz getrieben, überhastet und nicht richtig an. So entscheidet Mars viele der nach 2006 entstandenen Tracks nie zu veröffentlichen. Der geistige Abstand zum ersten Album fehlt noch, etwas anderes muss her.

„Diese 16 Zeilen sind nicht die Ewigkeit,
auch wenn es so scheint als wenn die Zeit in ihnen stehenbleibt“
(Der Fluss der Zeit)

In dieser Neufindungsphase engagiert sich Mars verstärkt für das schon länger existierende Karlsruher Rapper-, Writer- und DJ-Kollektiv „Südwestwind“, und gibt dort als Rapper, Producer und Videografiker anderen Rappern und Freunden Support und Rückhalt. 2010 und 2011 gibt es von SWW mehreren Veröffentlichungen, die vor allem den hartgesottenen Battlerap-Hörerkreis erreichen. Parallel lernt Mars in Stuttgart DJ Crypt kennen, mit dem er beginnt, als Solo MC wieder mehr live in Erscheinung zu treten. Er trifft außerdem auf den Producer Bromm. Alle verbindet die Liebe zum guten „alten“ analogen Hiphop, der von Vinyl gesamplet schließlich wieder auf Vinyl landet. So kommt es 2009, fünf Jahre bevor die Platte als Medium für deutschen Rap wieder interessant wird, zur Veröffentlichung einer Mars & Bromm 7-inch namens „7 Inch Antibusiness“, als geistiger Wegbereiter für die Veröffentlichung neuer Songs.

Diesen neuen Songs gibt Mars erst 2016 mit seinem zweiten Soloalbum „Zeitreisender“ einen vollständigen Rahmen. Die Stimme klingt erwachsener, die Beats haben mehr Gewicht. Die unbekümmerten wie nachdenklichen Momente sind nuancierter, die Inhalte zeilenübergreifender, der Flow dynamischer. Noch immer prangt das „of Illyricum“ vom Cover der Platte, und die Pyramide, die auf Covern von Südwestwind noch abhob, steht nun gefestigt im Hintergrund. Der nötige Abstand scheint gefunden worden zu sein. Manchmal braucht es Zeit und Umwege bevor ein Ziel erreicht werden kann. Mit seinem zweiten Album „Zeitreisender“, kommt Mars zur Freude alter wie neuer Hörer diesem Ziel einen ganzen Zeitsprung näher.

Das ist die zweite Episode meines Epos
ich hinterlass‘ Falten auf Asphalt wie Michael J. Fox“
(Zeitreisender)

Next Dates:
– 25.12.2016: Heidelberg, 360 Grad Winterjam, Halle02
– 14.01.2017: Karlsruhe, Stadtmitte, Spax & MirkoMachine